Im ersten Teil meiner kleinen Fortsetzungsreportage habe ich überwiegend über die Vorteile berichtet, die ich seit einem Jahr erfahren darf. Bevor ich zu den Nachteilen komme, werde ich sie noch ein wenig ergänzen können. Vieles hat sich in meinem Leben geändert und keine meiner bisher gemachten Erfahrungen tut mir leid. Ich bin, obwohl schon ein älteres Modell gewachsen und sehr viel reifer geworden. Mich freut es.
Verdienst – mehr oder weniger gut
Ich habe meinen steuerlichen Wohnsitz in Österreich behalten und wann immer ich mich auf Reisen befinde, zahle ich zwei Mieten. Doch dieser finanzielle Nachteil wird durch das Mehr an Zeit wieder ausgeglichen. Es mag sich verrückt anhören, aber ich schaffe mehr, wenn ich an dem Ort bin, an dem alle Informationen verfügbar und Ansprechpartner vorhanden sind. So lohnt sich der finanzielle Mehraufwand für mich, denn ich habe in einem Jahr mehr geschafft als in all den Jahren zu vor. Dazu kommt, dass die Lebenshaltungskosten in Frankreich und Deutschland deutlich günstiger sind als in Österreich. Ja, auch jetzt noch in diesen wirren Zeiten. Ein Ausgleich, den ich gern mitnehme. Nachdem ich unabhängig bleiben möchte, verzichte ich auf staatliche Hilfen aller Art. Ich rechne zu meinen normalen Stundensätzen ab und schaffe es damit, meine Kosten auch während meiner Autorenreisen zu decken. Ergänzend dazu habe ich mir ein passives Einkommen aufgebaut, welches eine gewisse Grundversorgung abdeckt. Natürlich wird es auch mal holprig, aber dem bin ich bislang immer gewachsen gewesen.
Kundengewinnung und Projektmanagement
Meine Kunden kommen wie bisher auch über Empfehlungen, Anfragen und Netzwerken. Daran hat sich nichts geändert. Meine Buch-Projektideen kommen spontan aufgrund von Anfragen oder Treffen mit anderen Menschen in den entsprechenden Regionen. Manchmal wurde sogar aus einem zufälligen Kaffeeklatsch in einem Restaurant ein Kunde. Manche Kunden sind geblieben, andere Kunden nach dem Projektende gegangen. Alles hat seine Berechtigung. Geschätzt wurde immer meine Flexibilität, Loyalität, Kreativität und Produktivität, insbesondere meine Termintreue und rasche Erledigung von Aufträgen. Auf Neukunden muss man also auch als digitaler Autoren-Nomade nicht verzichten.
Zeit sinnvoll nutzen
Meinen Stress und den Druck konnte ich durch meine neue Art zu Arbeiten abbauen. Mit meinem Laptop kann ich von überall aus arbeiten und muss auch nicht ständig auf die Uhr schauen. Ich kenne einige Menschen, die meinem Beispiel gefolgt sind. Das Ergebnis Zufriedenheit und Gelassenheit im Berufsalltag. Organisation ist dabei allerdings alles und die musste ich im ersten halben Jahr immer mal wieder anpassen. Allerdings gibt es einige passende und hilfreiche Tools dafür. Der persönliche Kontakt zu meinen Kunden ist mir nämlich nach wie vor sehr wichtig. Die Digitalisierung ist hierbei ganz hilfreich. Nachrichten werden via Whatsapp ausgetauscht. Via Skype telefoniere ich und Dokumente werden über Google drive oder Evernote geteilt. Auf E-Mails kann ich jedenfalls nicht verzichten. Ich bin also nicht abgeschnitten von der Welt, auch wenn diese Zurückgezogenheit und Stille mir sehr gut tut. Ich bin ‚fast‘ immer erreichbar und meine Kunden wissen das zu nutzen. Dafür habe ich aber auch nie ganz Feierabend.
Selbstoptimierung und Weiterentwicklung
Mit Beginn meiner Reise musste ich mich auch mehr mit mir selbst beschäftigen. Der Grund, man verbringt sehr viel Zeit mit sich selbst. Daran führt kein Weg vorbei, denn das Alleinsein bringt so seine Gedanken mit sich. Ich empfinde das Alleinsein als ein großes Geschenk und bin immer sehr dankbar, wenn ich in die Stille entfliehen kann. Negative Erfahrungen können aufgearbeitet werden, Verhaltensmuster werden hinterfragt und man setzt sich mit sich selbst auseinander. Das Ergebnis ist eine fortschreitende Selbstoptimierung:
Ich weiß, wann ich die beste Leistung bringen kann.
Ich weiß, wie ich wann ticke.
Ich habe gelernt, welche Menschen mir guttun und welche ich meiden sollte.
Ich kann Energieräuber und Energiegeber auseinanderhalten.
Meine Intuition hat sich geschärft.
Teil meines Alltags sind Sporteinheiten von 20 Minuten am Tag und das regelmäßige Meditieren. So bin ich achtsamer, fokussierter und konzentrierter geworden. Nicht aus jeder Mücke muss man einen Elefanten machen. Doch ich bin auch dankbarer geworden, denn ich habe verstanden, dass es mir unfassbar gut geht. Ich bin dankbar für mein soziales Umfeld, meine Traumkunden und für mich als Persönlichkeit, zu der ich im Laufe meines Lebens geworden bin. Im Vergleich zu vielen anderen weiß ich das zu schätzen.
Probieren geht über studieren
Was sich bei dieser Form des Arbeitens zwangsläufig ergibt, ist, dass ich mich ständig unbewusst weiterbilde. Themen wie Absicherung, Steuerrecht, interkulturelle Kompetenz, Sprachen und das digitale Marketing sind ein Dauerbrenner in meinem Leben geworden. Selbst meine Großmutter wusste schon, dass man nie auslernt. Das kann ich inzwischen bestätigen. In einem ‚normalen‘ Dasein als Autorin hätte ich das, was ich heute weiß und kann, nie erreicht. Da bin ich mir sicher. Ich habe wirklich sehr viel ausprobiert, verworfen, neu erfunden und gelernt. Dabei habe ich Fehler gemacht und aus ihnen gelernt. Mir macht es einen ungeheuren Spaß in neue Projekte einzutauchen, neue Menschen kennenzulernen oder einfach nur mal vorhanden zu sein. Die Intention und die Geschwindigkeit, in der das alles passiert, kann man nur als rasant bezeichnen, aber es macht Spaß. Elf Bücher sind innerhalb eines Jahres erschienen, früher waren es zwei oder drei. Eine beachtliche Leistungssteigerung oder?
Einfach machen, könnte ja gut werden!
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