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AutorenbildBirgit Wichmann

Online-Trainings: Wie viel darf ein Webinar kosten?

Viele meiner Kunden fragen, warum Online-Seminare so teuer sind, denn schließlich sitzt der Trainer ja gemütlich zu Hause und schlürft seinen Kaffee. Was sie dabei nicht bedenken, ist, auch Online-Trainings brauchen eine gute Vorbereitung, denn es stellt andere Anforderungen als ein Präsenzunterricht. Die wenigsten Lehrer und Trainer werden den Anforderungen eines Webinares gerecht. Das erzählen mir meine Teilnehmer immer wieder und deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Sie zahlen viel und bekommen wenig Inhalt.


Ich bin eine Trainerin, die schon lange vor Corona überwiegend online unterrichtet hat. Inzwischen habe ich mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Webinaren in den unterschiedlichsten Bereichen. Positiv hat sich dabei immer ausgewirkt, dass das Reisen weggefallen ist und damit auch die Kosten für die Unternehmen oder Teilnehmer. So wird Budget wieder frei. Doch ein großer Irrtum ist es anzunehmen, dass der Trainer nun mehr Zeit hat. Die hat er nämlich genau nicht.

Nichts ist in Stein gegossen

Bei keinem Webinar liegt bei mir etwas fertig in der Schublade, denn jedes Webinar ist anders, weil jeder Teilnehmer andere Erwartungen und Bedürfnisse hat. 0815 gibt es bei mir nicht. Die erhaltenen, durchweg positiven Feedbacks bestätigen das. Übung macht auch hier die Meisterin, fertige Standardkonzepte gibt es bei mir nicht. Auch bei Wiederholungen werden neue Webinare überarbeitet, hier fließen meine Erfahrungen der vergangenen Webinare mit ein. Meisterin der Überarbeitung, der Kreativität und der Improvisation eben. So werden Kurse interessant für den Teilnehmer und sie haben einen praktischen Nutzen davon. Schließlich möchte ich meiner Zielgruppe gerecht werden.


Um meinen eigenen zugegeben hohen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht es für jedes Webinar, egal ob Einzel- oder Gruppentraining Anpassungen.

  • Wie komme ich methodisch und didaktisch an die Zielgruppe heran?

  • Welche Materialien brauche ich?

  • Welche Übungen sind hilfreich?

  • Gibt es passende Videos im Netz?

  • Gibt es aktuelle Entwicklungen, die mit einfließen müssen?

Zoom - MS-Teams - Webex - Skype - IONOS

Mit Corona kam auf viele Trainer eine Flut an Online-Plattformen zu. Ich habe immer mit Skype gearbeitet und bin auch dabei geblieben. Für spezielle Veranstaltungen nutze ich inzwischen auch IONOS, welche DSGVO-konform ist. Zoom ist gerade noch akzeptabel, ebenso Webex. Ganz durchgefallen ist bei mit MS-Teams. Viele meiner Teilnehmer haben mir berichtet, dass sie in anderen Webinaren geistig abgeschaltet haben. Nicht nur die Webcam, sondern sich selbst auch. Das passiert dann, wenn die Online-Veranstaltung eher langweilig ist, weil zum Beispiel

  • Die Unterlagen aus dem Präsenzunterricht auch für den Online-Unterricht verwendet werden.

  • Nur aus Büchern vorgelesen wird.

  • Keine Inhalte übermittelt werden.

  • Sich die Teilnehmer durchgehend alles selbst erarbeiten müssen.

  • Das Webinar für die Teilnehmer nutzlos ist.

Live mit Persönlichkeiten arbeiten

Es braucht mehr als nur das theoretische Wissen, wie man einen Online-Unterricht für jeden Teilnehmer interessant gestalten kann. Zunächst einmal muss man sich trauen und dann:

  • keine Angst vor der Kamera

  • keine Angst vor der Technik

  • keine ablehnende Haltung einnehmen, nach dem Motto: "Ich kann und will das nicht" oder "Ich mache das nur gezwungener Maßen"

  • das können andere machen.

Jeder Trainer, der leben will, wird mit so einer Einstellung nicht weit kommen. Der innere Schweinhund braucht Urlaub, Langzeiturlaub.


Trainer im Akkord

Als Trainerin muss man einige Dinge in Rekordzeit bewältigen und ich gebe es zu, auch mir ist schon so manches Mal der Schweiß ausgebrochen. Manches wird buchstäblich in letzter Sekunde erledigt und niemand darf es merken. Dazu gehören:

  • Die Wahl der Online-Plattform.

  • Die Wahl der Technik. (Kamera, Mikrofon, Licht, Hintergrund, Aufzeichnung, Newsletter anbieten, Bezahlung)

  • Wie biete ich den Kurs an? (Workshop, Hybrid, Challenge, Selbstlernkurs, E-Mail-Kurs)

  • Was brauche ich zur Vorbereitung?

  • Muss ich mich in eine andere Technik einarbeiten?

  • Wie kleide ich mich?

  • Braucht es ein Handout?

  • Habe ich alles für den Kurs zusammen?

  • Was tun, wenn die Technik einen Vogel hat oder das Internet spinnt?

Hinweis: Wer mit mir arbeiten will, arbeitet mit Skype oder IONOS. Es gibt nur eine Ausnahme, für die ich Zoom verwende. Wer nun meint, dass der Datenschutz dem entgegenstehe, der möge eine/-n anderen TrainerIn wählen.


Wenn es in der Leitung knistert

Es ist keinesfalls, wie häufig angenommen leicht aus dem Homeoffice heraus ein Webinar zu geben. Ich wohne zwar in einem kleinen Schlösschen, aber meine Räumlichkeiten sind eher überschaubar. Deshalb habe ich auch kein eigenes Ton- und Videostudio zur Verfügung. Hier heißt es kreativ sein und braucht mobile Lösungen, die temporär nutzbar sind. Das braucht manchmal schon etwas Zeit, aber der Profi wird immer besser, so mit der Zeit. Doch ein professioneller Auftritt mit optimalen Hintergrund, Ton und Licht ist ein Muss.


Die technische Ausstattung ist nicht gerade billig und sollte zumindest in doppelter Ausführung vorhanden sein. Ich habe sie dreifach. So bleibe ich arbeitsfähig, denn es wäre mehr als peinlich, wenn der Laptop seinen Geist aufgibt oder die Technik komplett versagt. Ich erlebe das bei meinen Teilnehmern immer wieder. Viele verzweifeln schon an der Technik. Das darf mir nicht passieren.


Wichtig ist natürlich auch die Größe der Datenleitung. Für Webinare braucht es nämlich eine megadicke Leitung. Nicht immer in Österreich verfügbar. Mich hat es einiges an Zeit und Nerven gekostet. Übrigens, ein/-e TrainerIn geht immer in Vorleistung.


Online-Workshops wie im Präsenz-Workshop?

Kein Kunde wird mich buchen, wenn ich meine Online-Workshops wie meine Präsenz-Workshops gestalten würde. Doch das ist ein ganz eigenes Thema. Teilnehmer in Online-Webinaren müssen mehr aktiviert werden und es braucht viele verschiedene Methoden und Mittel, nicht nur Folien. Der Aufbau ist ein völlig anderer und Pausen müssen sein.


Die hohe Kunst ist, Teilnehmer auch dann bei der Stange zu halten, wenn es sich um ein Tagesworkshop handelt. Acht Stunden lang zu motivieren, das ist die wahre Kunst. Doch anstreben tue ich es nicht. Mental sind die Menschen heute sowieso schon völlig überlastet und bildschirmüberlastet noch dazu. Es ist deshalb sinnvoll, ein Tagesworkshop auf zwei Tage aufzuteilen, mindestens. So kann das frisch Gelernte sacken, inhaltlich nachgebessert werden und Fragen zeitnah beantwortet. Der Lernerfolg ist deutlich höher.


Für den Trainer bedeutet das, mehr vorausschauend denken und Inhalte produzieren. Jedes Webinar hat seine eigenen Inhalte, Geschichten, Beispiele und Anforderungen. Eines bleibt allerdings immer gleich, als TrainerIn ist man Mentor, Redner und Coach. Ein Angebot also, welches nicht billig zu haben ist. Es braucht immer individuelle Lösungen! Preiswerter wird es nur, wenn Online-Workshops genutzt werden, die keine besonderen Lernformate erfordern und nicht individuell sind. Man kann dann aber auch ein Buch kaufen.


Und das Ende vom Lied...

Webinare sind völlig anders als Präsenzunterricht und die wenigsten beherrschen diese Kunst. Ich bin schon mehr als 20 Jahre voraus. Wichtig ist jedoch auch hier ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander zwischen Trainer, Teilnehmer und Auftraggeber. Den persönlichen Kontakt bei einem virtuellen Kaffee zu pflegen gehört ebenfalls dazu. So wird das Online-Lernen effizient und der Preis ist niemals zu hoch.




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