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  • AutorenbildBirgit Wichmann

Vorsicht Falle – Ausrufezeichen, Fragezeichen, Punkt

Jedes Satzzeichen hat seine Bedeutung in einem Text. Setzt man sie richtig ein, strukturieren sie Sätze und geben ihnen einen Sinn. Werden sie falsch eingesetzt, werden Sätze meist völlig falsch verstanden. Schon sind wir bei der Frage, wie man Satzzeichen richtig einsetzt. Die Grundlage bilden die Satzarten und der Aufbau des Satzes. Klassische Satzarten sind:


  • Der Fragesatz.

  • Der Aussagesatz.

  • Der Ausrufesatz.

  • Der Aufforderungssatz.


Ein Fragezeichen steht Kopf

Ein Fragezeichen zu setzen ist wohl keine Kunst, steht es doch nach jeder Frage, und zwar ohne Leerzeichen. Völlig unerheblich ist, ob ein Fragewort am Anfang steht oder eben nicht. Wichtig ist auch nicht, ob auf diese Frage eine Antwort erwartet wird. Fragesätze, die indirekt formuliert sind, erhalten kein Fragezeichen. Ein indirekter Fragesatz wäre etwa: „Er fragte, ob das nötig sein.“ Soll mit dem Fragesatz eine Aufforderung ausgesprochen werden, ist es sinnvoller ein Ausrufezeichen zu setzen: „Wann wirst Du Dich endlich bessern!“


Auf den Punkt bringen

Jeder gewöhnliche Satz wird mit einem Punkt beendet. Steht ein Satz jedoch frei, wie bei Headlines, Überschriften und Schlussformeln setzt man keinen Punkt. Auch wenn der Satz mit einem Auslassungszeichen endet oder einer Abkürzung mit Punkt entfällt die Punktsetzung. Hier seien als Beispiele die Folgenden genannt:


„Schuhe, Strümpfe, Socken u. Ä.“

und

„Wenn ich könnte, wie ich wollte…“


Den Worten Nachdruck verleihen

Soll einem Satz besonderer Nachdruck verliehen werden, so schließt er mit einem Ausrufezeichen. Auch eine Aufforderung macht ein Ausrufezeichen notwendig. „Sitz endlich still!“ Doch auch bei Ausrufen wie „Oh!“ oder „Ah!“ schließen mit einem Ausrufezeichen. Schaut man heute auf die diversen Social-Media-Kanäle so kommt einem eine wahre Flut an Ausrufezeichen entgegen. Auch in Büchern werden sie häufig inflationär verwendet. Doch die Wirkung eines Ausrufezeichens verfliegt wie ein schlechtes Parfum, wenn man es zu üppig einsetzt. Hier darf die Geiz-ist-geil-Mentalität eingesetzt werden, denn weniger ist oft mehr. Texte mit einem Meer an Ausrufezeichen wirken eher lächerlich.


Matthias Heine: „Wer massiv Ausrufezeichen benutzt, vertraut offenbar den eigenen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten nicht.“

Ausrufezeichen liegen im Trend

Kennt jemand jemanden, der kaum oder gar keine Ausrufezeichen setzt? Wer Texte im Internet liest oder sich mit Werbung bombardieren lässt, kann ihnen kaum entkommen. Jeder ist heute Experte und jeder möchte seiner Aussage Nachdruck verleihen, um zu unterstreichen, wie wichtig sie doch ist. Je eindrücklicher und kürzer die Botschaft, umso mehr Ausrufezeichen sind zu finden. Eine wahre Schwemme von Ausrufezeichen, obwohl weniger häufig mehr wäre. Das Gleiche trifft auf Bücher zu. Als Lektorin weiß ich, wovon ich rede. Ein Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt hätte seine Freude daran. Oder mangelt es gar an Vertrauen in den eigenen Text?


Wörter und Wortgruppen im Text betonen

Setzt man das Ausrufezeichen sparsam ein, so kann es seine volle Wirkung entfalten und gibt der Aussage Gewicht. Wichtige Passagen im Text können aber auch mit Großbuchstaben, Unterstreichungen, Fettdruck oder Farbe hervorgehoben werden. Hilfreich ist auch, einen Begleitsatz zu verwenden, um dem Satz Nachdruck zu verleihen.


„Machen Sie heute den Test. Morgen kann es schon zu spät sein. Unsere Testkapazitäten sind begrenzt.“


In den sozialen Medien ist die Laudatio eines Ausrufezeichens fast schon Pflicht. Selbst einfache Mitteilungen wie etwa „Herzlichen Glückwunsch!“ oder „Ich denke genauso!!!!“ werden mit vielen Ausrufezeichen verziert. Ohne diese scheinen Emotionen nicht mehr anzukommen.


„Ein Ausrufezeichen ist wie über seinen eigenen Witz zu lachen.“ F. Scott Fitzgerald

Ausrufezeichen – die Emoticons des Mittelalters

Emoticons drücken heute Gefühle aus. Das Ausrufezeichen tat dies im Mittelalter auch. Mönche im Mittelalter verwendeten häufig den lateinischen Jubelruf ‹Io› am Ende von Sätzen. Damit sollte Freude ausgedrückt werden. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Ausruf zu einem Strich und Punkt zusammengezogen.


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