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AutorenbildBirgit Wichmann

Zeit zum Schreiben - Zeit- und Stressmanagement für Autoren und Texter

Aktualisiert: 5. März 2022

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem nicht allzu fernen Land, da lebte eine wunderschöne Prinzessin mit dem Namen Sarah. Doch diese Prinzessin war keine normale Prinzessin! Sie war im Gegensatz zu vielen anderen Prinzessinnen eine sehr fleißige Prinzessin und sie hatte jede Menge Aufgaben zu erledigen, außerdem war sie sehr ehrgeizig und ein Organisationstalent. Ihre Schönheit, ihr Fleiß und ihr wunderbarer Charakter ließen ihr die Herzen zufliegen, sie war allseits beliebt. Doch eine Person war grün vor Neid! Eine böse Hexe konnte es nicht ertragen und hasste die liebliche Prinzessin von Tag zu Tag mehr.


Eines Tages, ein Tag, an dem die Prinzessin besonders bejubelt wurde, hielt die Hexe es nicht mehr aus. Sie stieg auf ihren Besen, flog los und umkreiste sie und sprach einen bösartigen Zauberspruch samt Fluch aus. „Leistungsdruck soll dich plagen, die Zukunftsangst jagen, Perfektionswahn soll dich quälen, das alles will ich für dich wählen.“ Ein lauter Knall ertönte und die Prinzessin sank zu Boden, sie weinte bitterlich, denn plötzlich fühlte sie sich innerlich leer, müde und ausgelaugt. Alles erschien ihr negativ und sie glaubte nichts mehr schaffen zu können. In ihrem Kopf herrschte das Chaos und der Stress beutelte sie von Minute zu Minute mehr.


Als sie da so lag, völlig hilflos, spürte sie plötzlich eine sanfte Hand auf ihrer Schulter. Es war die gute Fee, die die Szene beobachtet hatte und der Prinzessin beistehen wollte. So sprach sie: „Mein liebes Kind, ich will dir helfen, den gemeinen Fluch der bösen Hexe zu brechen. Höre mir gut zu! Mache dich auf den Weg und du wirst einige Prüfungen bestehen müssen, wähle weise und du wirst den Bann besiegen. Aber lasse mir dir noch einen Rat mit auf den Weg geben.


"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.

Achte auf deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.


Wenn du meine Unterstützung bei einer Prüfung brauchst, so rufe nach mir und ich werde erscheinen. Und vergiss nicht Verstand, Sinn, Körper und Emotionen bilden eine Einheit.“


Die Prinzessin rappelte sich auf, wischte die Tränen fort und bedankte sich bei der guten Fee. Hoffnungsvoll begab sie sich auf den Weg zur ersten Prüfung. Sie ging eine Weile, da traf sie auf einen kleinen Wichtel, der am Straßenrand einen Apfel verspeiste. „Guten Tag der Herr“, sprach sie. Der Wichtel grüßte ebenfalls und stellte sich vor: „Guten Tag, mein Name ist Energierad und ich bin ein Energieräuber. Ich wäre aber viel lieber eine Energiequelle! Kannst du mir helfen, mich zu wandeln? Mein Verstand hat Konzentrationsschwierigkeiten. Meine Emotion sagt, dass mein Glas immer halb leer ist. Mein Sinn ist ein schlimmer Selbstzweifler und mein Körper ist ausgelaugt.“


Die Prinzessin überlegte kurz und schlug dem Wichtel Folgendes vor: „Dein Körper braucht Ruhepausen, dein Sinn sollte den Fokus auf deine Talente und Fähigkeiten legen. Deine Emotion könnte ein Dankbarkeitstagebuch führen und dein Verstand soll sich kurz- und langfristige Ziele setzen.“

Nun stieg Rauch auf und aus dem Wichtel wurde ein älterer Herr. Er umarmte die Prinzessin und dankte ihr. Die erste Prüfung war geschafft, denn sie hatte den Energieräuber in eine Energiequelle verwandelt.


Die Prinzessin ging weiter ihres Weges und nach einiger Zeit war sie bei der nächsten Prüfung angelangt. Vor ihr stand eine riesengroße Turmuhr mit dem Namen Pareto, die fürchterlich jammerte und klagte. Da fragte die Prinzessin, warum die Uhr so traurig sei. „Ich komme mit meinen Aufgaben nicht mehr voran, ständig verzettele ich mich und werde nicht fertig“, schluchzte die Uhr. Die Prinzessin dachte angestrengt nach, wie sie Pareto helfen könnte, da kam ihr eine Idee! „Es genügt nicht, eine Arbeit richtig zu tun. Wir müssen auch die richtige Arbeit tun. 20 % der Tätigkeiten erzielen 80 % des Wertes. Die restlichen 80 % sind auf unvermeidliche Komplexität zurückzuführen. Es müssen nicht immer 100 % erreicht werden, manchmal genügen auch 70, 80 oder 90 %. Vereinfache die 80%-Lasten und du wirst deine Zeit für die Dinge nutzen, die Erfolg bringen.“


Die Luft fing an zu knistern und ein starker Wind zog auf, der Pareto umherwirbelte. Doch plötzlich stand da keine Uhr mehr, sondern eine toughe Geschäftsfrau. Die Freude war groß und Pareto bedankte sich recht herzlich.


Die Prinzessin setzte ihren Weg fort und kam schon bald zu ihrer nächsten Prüfung. Eine dicke, rote Tomate mit langen Armen und Beinen saß am Wegesrand auf einem großen Stein und sprach: „Sei gegrüßt liebe Prinzessin, mein Name ist Cirillo di Pomodoro und ich habe gehört, du kannst mir helfen!“ „Wobei soll ich dir helfen?“, fragte die Prinzessin. Die Tomate erzählte davon, dass sie sich immer stören und ablenken lasse und deshalb ständig unkonzentriert sei auch trödeln war an der Tagesordnung. Die Prinzessin dachte angestrengt nach, denn die Aufgaben wurden von Mal zu Mal schwieriger. Doch auch hier hatte sie einen Vorschlag: „Sortiere deine Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in A, B, C und D. Beginne mit den A und B Aufgaben, den wichtigen und dringlichen, dann, wenn du ein Leistungshoch hast. Arbeite 25 Minuten ganz konzentriert und lasse dich von nichts und niemandem ablenken, dann machst du eine kurze Pause von 5 Minuten. Außerdem solltest du auf Ordnung achten, denn ein aufgeräumter Kopf braucht eine aufgeräumte Umgebung. Und mein letzter Rat, lass dich nicht mit der Aufschieberitis infizieren, denn das ist eine gemeine Krankheit.“


Es krachte und knisterte und die dicke Tomate verwandelte sich in einen strebsamen Studenten. Er bedankte sich und eilte davon, um endlich konzentriert für seine Prüfung zu lernen.


Die Prinzessin setze ihren Weg fort und erreichte rasch das letzte Ziel. Hier gab es jedoch kein Männchen und auch keine Uhr, es war ein großer Spiegel, vor dem die Prinzessin nun stand. In ihrer letzten und schwersten Prüfung musste sich die Prinzessin selbst betrachten und mit sich auseinandersetzen, doch sie wusste nicht wie und so rief sie die gute Fee zu Hilfe. „Liebe Fee! Hast du denn einen Rat für mich, ich weiß nicht weiter.“ „Natürlich mein Kind! Stell dir vor du bist ein Hubschrauber und kannst dich von oben betrachten. Was siehst du?“ Kaum waren die Worte gesprochen, war die gute Fee auch schon wieder weg.


„Ich weiß, was die gute Fee meint“, sprach die Prinzessin „Je besser ich mich selbst kenne, desto einfach ist es auch in herausfordernden Situationen angemessen zu agieren und zu regieren.“ In diesem Moment flog die böse Hexe auf ihrem Besen heran, schrie wild herum und explodierte in 1000 Schokoladenpralinen. Der Bann war gebrochen und die Prinzessin erlöst.


Wieder zu Hause in ihrem Schloss sprach die Prinzessin zu ihrem Volk: „Meine lieben Untertanen! Der Fluch der bösen Hexe hat mich so einiges gelehrt und dies möchte ich mit euch teilen! Ich dachte, ich organisiere mich und meine Aufgaben meisterhaft, doch als ich gezwungen war, mich mit mir selbst zu beschäftigen, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Meine Antreiber sind stark, perfekt und schnell zu sein, doch eigentlich möchte ich Spaß an einer sinnerfüllten Aufgabe, die ich selbstbestimmt ausführen kann. Darum habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich darf es mir erlauben, meine Wünsche mitzuteilen und auch Fehler zu machen, denn manchmal reicht auch gut statt sehr gut. Ich darf NEIN sagen, wenn ich zu viele Aufgaben auf einmal habe, denn dieses NEIN ist ein JA zu mir selbst. In den nächsten 21 Tagen will ich mir dieses neue Verhalten zur Gewohnheit machen.“


Die Moral von der Geschichte: Kreise wie ein Hubschrauber über dir und beobachte deine Wahrnehmungen, bewerte dein Verhalten, ob es dir tatsächlich nützlich ist. Verwerte, was du in vergleichbaren Situationen gleich besser oder neu machen kannst. Und zu guter Letzt verstärke, was dir helfen kann, nicht wieder in alte Muster zurückzufallen.


Gastbeitrag von Sarah Puffer



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