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AutorenbildBirgit Wichmann

Texten für die Schweiz - die Macht der Eigenheiten

Als ich das erste Mal einen Text für die Schweiz verfassen musste, weil Auftrag ist Auftrag, bin ich ziemlich ins Schwitzen gekommen. Die Duden-Prüfung übrigens auch. Das Erste, was man lernt, ist, Sätze kurzzufassen. Früher stand dieser Satz mal in den Telefonzellen. "Fasse Dich kurz!" Das Nächste war 'ß' gibt es nicht auf einer Schweizer Tastatur. Doch das war beileibe noch nicht alles!

Der kleine, aber feine Unterschied

Das Schweizerdeutsch hört sich nicht nur anders an, man schreibt auch anders. Darüber hinaus gibt es große Unterschiede in der Rechtschreibung, Grammatik und der Wortwahl. Als Deutsche in Österreich lebend, habe ich von einigen Worten noch nie etwas gehört. Doch ich lerne dazu.


  1. Abwart = Hauswart

  2. Renovation = Renovierung

  3. die Foto = das Foto

  4. das SMS = die SMS

  5. Bahnhofordnung = Bahnhofsordnung

  6. das Akonto = die Anzahlung

  7. danebst = daneben

  8. obgenannt = oben genannt

Die Auflistung könnte ich unendlich fortführen. Manchmal muss ich auch schmunzeln, denn während ich wie der Ochs vorm Berg stehe, steht der Schweizer wie der Esel am Berg. Die Schweizer machen generell Ferien. Ich mache Urlaub. Manchmal hilft ein kleiner Blick in das Schweizer Idiotikon. Hier finden sich auch interessante Wortgeschichten.


Beim Lektorat von Schweizer Texten klingt für mich als Deutsche die Grammatik einfach falsch. Schaut man dann genau in den Duden, findet man meist eine einfache Erklärung dafür. Das macht ein Lektorat aber mühsam. Man weiß nie, ist es richtig oder falsch. Schweizer sind gern an der Bar gestanden. Als Deutsche habe ich an der Bar gestanden. Wir sehen nach dem Brot im Ofen und die Schweizer sehen zu ihrem Brot im Ofen.


Die Schreibweise in der Schweiz

An die unterschiedliche Schreibweise habe ich mich erst gewöhnen müssen und perfekt bin ich ganz sicher nicht, aber einige Dinge habe ich bereits gelernt:

  • Das 'ß' wird durch ein 'ss' ersetzt. Wird in einem Schweizer Text ein 'ß' verwendet wird beim Lesen schnell klar, der Text stammt nicht aus der Schweiz.

  • Die neue deutsche Rechtschreibung hat viele Fremdwörter verändert. Doch in der Schweiz gibt es sie noch in der ursprünglichen Form. Spaghetti dürfen also in der Schweiz noch Spaghetti sein und keine Spagetti.

  • Die Schweizer Franken werden mit SFr. oder Fr. als Währungskennzeichen kenntlich gemacht. Doch auch CHF ist üblich.

  • Auch das Zeichenformat ist ein anderes. In deutschen Landen verwenden wir als Trennzeichen den Punkt. In der Schweiz wird das Apostroph verwendet, also 2'000 CHF statt 2.000 CHF.

Tipps zum Schreiben von Texten für die Schweiz

Die gesamten Befindlichkeiten und Mentalitäten des Schweizerdeutschen zu beleuchten ist utopisch und lässt sich in einem Blogartikel kaum bewältigen. Auf jeden Fall muss man in Schweizer Texte mehr Zeit investieren als für deutsche und österreichische. Ich bin mir sicher, dass meine Auftraggeber aus der Schweiz bislang mit meinen Texten sehr zufrieden waren und mir meine Unkenntnis über die Details der Schweizer Sprache verziehen haben. Ein Auge zudrücken gehört wohl irgendwie dazu. Manchmal wurde auch ein Wort aus dem deutschen Sprachgebrauch in den Schweizer Sprachgebrauch umgemünzt. So habe ich viel dazugelernt.


Ein großer Vorteil von Schweizer Kunden ist, dass sie nicht die Geiz-ist-geil-Mentalität vieler Deutscher und Österreicher pflegen. Qualität darf ruhig auch mal etwas teurer sein. Man hat ja was davon. Man muss sich also nicht anpreisen wie Sauerbier. Qualität zu liefern ist ausreichend.








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